"Nauheim"

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- Im Jahre 1857 wurde der Hessischen Ludwigsbahn das benötigte Gelände abgetreten und der Bau in der Nauheimer Gemarkung begonnen und erwirkt, das die Haltestelle nicht auf den Schönauerhof , wie anfangs projektiert, sondern nach Nauheim kam.

- Am 01.August 1858 wurde die Eisenbahnstrecke von Mainz nach Darmstadt dem Verkehr übergeben und zum erstenmal regelmäßig befahren. Nauheim ist an dieser Strecke eine Haltestelle , wo vertragsmäßig wenigstens der erste und letzte Personenzug nach beiden Richtungen hier zu halten hat, weil die Gemeinde der Eisenbahngesellschaft ein Stück gemeindeeigenen Tannenwald beim bau der Bahn unentgeltlich überlassen hat. Der Bahnbau nutzte Nauheims Holzreichtum und erwarb Bau- und Schwellenholz vor Ort.

- Am 01.08.1858 wurde die Strecke zunächst nur dem Güterverkehr übergeben.

- Am 27.12.1858 wurde die Strecke dann auch an den Personenverkehr übergeben.

- Erster Stationsvorsteher war Johannes Klippel aus Elsheim/Ingelheim, geb 08.2.1824 , seine Ehefrau aus Messel.

- Im Februar 1862 war der hohe Bahndamm bei Hochwasser der einzige mögliche Weg nach Groß-Gerau und im August war die Ankunft"s Hochwürden Herr Prälat Dr.Zimmermann " zu einer " ordentlichen Kirchenvisitation" mit " dem ersten von Darmstadt kommenden Bahnzuge " noch ein Eintrag in die Kirchen-Chronik wert.

- Der erste überlieferte Güterversand , die Nutzung der neuen Eisenbahnverbindung für Warentransporte , war 1867 der Transport  eines bei Philipp Geyer III . ersteigerten Bullen an den Rechner des landwirtschaftlichen Provinzialvereins B. Petri zu Darmstadt" . Die Eisenbahnfracht für diesen "Fasselochsen" betrug zwei Gulden. 

- Der Bahnhof Nauheim war 1880 kurzzeitig " Kopfstation der Hessischen-Ludwigsbahn".

- Das Nauheimer Stationsgebäude war anfangs ein sehr einfacher Zweckbau. 1882/83 wurde der jetzt noch stehende (aber später durch einen Anbau erweiterte) Bahnhof errichtet.

- Der erste Bahnhofsvorsteher starb in Nauheim am 06.4.1882 und wurde noch auf dem alten Friedhof in Bahnhofsnähe beerdigt.

- Am 2. November 1882, vormittags 9 Uhr, wurde der Hilfsbremser an der Hess. Ludwigsbahn Adam Schmitt, 22 Jahre alt, led. Sohn des hies. Bahnwart Peter Schmidt I., auf dem Bahnhof zu Biebesheim, zwischen den Puffern zweier Eisenbahnwagen, welche er beim Rangieren aneinander koppeln wollte, todt gedrückt und am 4. November auf dem hiesigen Friedhof beerdigt.

- "Am 9. Januar 1883, Nachmittags 2 Uhr, legte sich der hiesige Taglöhner Bernhard Müller, ein Wittwer, mit dem Kopfe auf die Eisenbahn-Schienen in der Nähe der Station Nauheim und ließ sich von dem nach Mainz gehenden Schnellzug todtfahren".

- 1891/92 brachten Bahnwagen die Pflastersteine für die heutige Bahnhofstraße,Weingartenstraße und die Hügelstraße aus Groß-Bieberau nach Nauheim.

-Den zweiten tödlichen Unfall notierte Pfarrer Krauß auch noch: "Am 20 März 1893 verunglückte zu Groß-Gerau der Rangierer Philipp Neumann von hier. Derselbe wollte auf das Trittbrett eines schon im Fahren begriffenen Güterzuges aufspringen, glitt aber aus und kam mit den Beinen unter die Räder eines Wagens. Beide Beine wurden ihm abgefahren. Er starb nach einer halben Stunde im Siechenhaus zu Groß-Gerau und wird auf dem Friedhof zu Groß-Gerau beerdigt werden.

- "Am 21 Januar 1895, Morgens zwischen 7 und 8 Uhr, ließ sich Christian Weber, Sohn des Nikolaus Weber, in der Nähe von Nauheim, von einem Schnellzug überfahren. Vermutet wird, daß er diese That aus Furcht vor einer Strafe und in der Verzweiflung verrichtete, weil er kurz vorher einen Altersgenossen aus Nauheim mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen und sich der hiesigen Polizei widersetzt hatte.

- In der Nauheimer Gemarkung selbst hatte der Bahnbau umgehend alltäglich spürbare Folgen. Der Bahndamm zwischen Nauheim und Groß-Gerau zerschneidet mehrere jahrhundertealte Wege, wie den Weiherweg direkt an der Südflanke des Freidhofhügels und den Kratzenauweg , der auch Kratzenaustraße oder Kratzenaudamm genannt wurde.

- Die zwei Feldwege , die nahe dem Ortsbereich über die Schienen führten , wurden in den folgenden Jahren zu Hauptwegen und dann schnell zu Straßen . Es sind der heutige Überweg in der Bahnhofstraße und der zweite führte von der Hügelstraße in den Schleifweg.

- Am Weiherweg führte noch lange ein unbewachter Fußgänger-Übergang mit Drehkreuzen über die Geleise. Den Kratzenauweg ersetzte an der Stelle der größten Bahndammhöhe ein Bahnübergang mit Stellwerksposten und Schranken im Groß-Gerauer Weg.

- Im Jahr 1965 wurde das Bahnwärterhaus am Groß-Gerauer Weg abgebrochen, der Übergang 1972 geschlossen. Die alte Wegtrasse wurde reanturiert , wobei anfallende Erdmassen der Beseitigung von Löchern dienten , die beim Aushub für den Bahndammbau entstanden waren.

- Die Gemeinde Nauheim hat in den Jahren 1991/92 den gesamten Bahnhofsvorplatz mit einem Kostenvolumen von ca. 1,6 Mio.DM (unterstützt durch Mittel aus dem GVFG) umgestaltet. Ziel war einerseits eine Verbesserung des Umfeldes, anderseits der politische Wille, den Belangen des öffentlichen Personennahverkehrs in angemessener Weise Rechnung zu tragen (2 Busspuren, Wendeschleife für Busse, Park-and-Ride-Plätze, Fahrradständer etc.).

- Im Jahre 1993 erwarb die Gemeinde das Bahnhofsgebäude von der Bahn-AG zu einem Preis von rd. 240.000,-- DM mit der Absicht, das Gebäude aus dem Jahre 1882 einer sinnvollen Verwertung zuzuführen. Im Gespräch waren verschiedene Modelle, sowohl der privaten als auch der öffentlichen Nutzung. Die Diskussion in den Gremien wurde recht kontrovers geführt, auch mit dem Hintergrund, daß die Gemeinde bei angespannter Haushaltslage, sich einen solchen „Luxus" eigentlich nicht leisten könne.

- Anfang 1996 wurde im Vorgriff und Ersatz für den geschlossenen Bahnschalter bereits ein getrennter Bereich, bestehend aus Kiosk (zugleich RMV-Verkaufsstelle) und Fahrgast-Warteraum hergerichtet und im Juni des gleichen Jahres der Bestimmung übergeben. Die Arbeiten für die Renovierung des übrigen Gebäudes begannen 2 Monate später und werden Mitte November diesen Jahres beendet sein.