Mainz Hbf

 

Galerie / Modernisierung / Historie / Umbau Mainzer Tunnel / Güterbahnhof Mainz

-Im westlichen Rhein-Main-Raum hatten sich im 19. Jahrhundert zunächst die vorherrschenden kleinstaatlichen  Strukturen , die erst mit dem Deutschen Krieg von 1866 ein Ende fanden, für den Bahnbau als hinderlich erwiesen. Die 1839/40 eröffnete private Taunusbahn leitete hier das das Eisenbahnzeitalter ein. Während in der links des Maines und rechts des Rheines gelegenen Provinz Starkenburg mit der Residenzstadt Darmstadt sowie in der nördlich von Frankfurt beginnenden Provinz Oberhessen des Großherzogtums Hessen-Darmstadt sich in Gestalt von Main-Neckar-Bahn (Frankfurt-Darmstadt-Friedrichsfeld-Heidelberg und Mannheim ) sowie Main-Weser-Bahn (Kassel-Treysa-Marburg-Gießen-Frankfurt) der Staatsbahnbau in der Sonderform gemeinschaftlicher Staatsbahnen herauskristallisierte, ging die linksrheinische hessen-darmstädtische Provinz Rheinhessen mit den Rheinstädten Mainz,Worms und Bingen in Sachen Staatsbahnen leer aus: Hier war Privatinitiative gefragt.

-So konnten die 1845 in Mainz als Aktiengesellschaft gegründete Hessische Ludwigsbahn (HLB) 1853 ihre erste Strecke von Mainz nach Worms mit nach dem rheinbayerischen Ludwigshafen eröffnen . 

-Mit der 1858 dem Verkehr übergebenen Main-Rhein-Bahn von Aschaffenburg nach Darmstadt und Bischofsheim zunächst nach Gustavsburg hatte die HLB den Sprung von Rheinhessen nach Starkenburg vollzogen - und Bischofsheim einen ersten Bahnhof erhalten.

-Nach dem Deutschen Krieg von 1866 trat Preußen als neuer und dominierender territorialer Faktor im Rhein-Main-Raum auf, neben dem nur noch Hessen-Darmstadt existierte. 

-1871/72 begann sich ein an Intensität zunehmender Konfliktzwischen der preußichen Staatbahnverwaltung und der Ludwigsbahn abzuzeichnen.

-Der heutige Hauptbahnhof wurde 1882–1884 nach Plänen von Philipp Johann Berdellé (* 1838, † 1903) im Rahmen der Stadterweiterung nach dem deutsch-französischen Krieg als Centralbahnhof errichtet.

-Im Dezember 1858 nahm die Ludwigsbahn die Strecke nach Aschaffenburg über die damalige Landeshauptstadt Darmstadt in Betrieb. Mangels Brücke endete diese jedoch am rechten Rheinufer oberhalb der Mainmündung. Die Reisenden mussten samt Gepäck auf einem Trajekt den Rhein überqueren. 1860 begann daher der Bau einer festen Eisenbahnbrücke, die am 20. Dezember 1862 als erste feste Mainzer Rheinbrücke seit römischer Zeit den Betrieb aufnehmen konnte.

-Der Mainzer Architekt Philipp Johann Berdellé (1838–1903) schuf das Empfangsgebäude des neuen Hauptbahnhofes in hellem Flonheimer Sandstein in italienischer Neorenaissance mit barocken und klassizistischen Elementen. Ein markanter Mittelbau wird von zwei niedrigeren Seitenflügeln mit Arkaden eingerahmt, die wiederum in Risaliten enden. Das Gebäude wurde am 15. Oktober 1884 feierlich eröffnet.

Die gesamten bahntechnischen Anlagen wurden unter der Bauleitung des Geheimen Baurates J. Kramer erstellt.

Die Reisenden schützte die damals längste Bahnhofshalle Europas, die von der Süddeutschen Brückenbau-Actien-Gesellschaft, heute MAN, errichtet wurde. Sie hatte auch die Eisenbahnbrücke über den Rhein gebaut. Mit einer Länge von dreihundert Metern und einer Breite von 47 Metern überdachte die Konstruktion aus Guss- und Schmiedeeisen, Glas und Wellblech rund 14.000 Quadratmeter Fläche. Die Dachkonstruktion war in 29 Felder aufgeteilt und wurde von sechzig schmiedeeisernen Pfeilern gestützt. Die Stirnseiten waren mit Glasschürzen bis zur Einfahrtshöhe der Züge verschlossen. Der höchste Punkt des Daches war mit einem verglasten, seitlich offenen Aufsatz zum Abzug von Rauch und Dampf versehen. Weitere zwei Glasfelder unterbrachen die im Übrigen aus Wellblech bestehende Abdeckung.

-Die erste Halle versah bis 1935 ihrem Dienst. Bei einem Brand des Dachstuhls des Empfangsgebäudes am 23. Dezember 1934 wurde sie in Mitleidenschaft gezogen. Im Empfangsgebäude fielen Speicher und Schlafräume des Personals der Bahnhofswirtschaft den Flammen zum Opfer. Trotz des geringen Schadens an der Halle entschied sich die Reichsbahndirektion Mainz im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsprogrammen, sie komplett zu ersetzen.

-Die Außenfassade blieb im wesentlichen unverändert, das Bahnhofsdach verlor allerdings seine Genius-Statue und die von Allegorien flankierte zentrale Uhr. Die Abschlusskuppeln der Eckrisalite überdauerten bis zum Kriegsende. Gepäck- und Schalterhalle wurde neu eingerichtet, die Bahnsteighalle durch MAN 1939 neu gebaut. Sie war nur noch 140 m lang. Während des zweiten Weltkrieges wurde sie bei Luftangriffen erheblich beschädigt. Als Verkehrsknotenpunkt befand Mainz sich im Blickfeld der Militärstrategen. Immer wieder fielen Bomben auch auf den Bahnhof. Im Abstand weniger Tage flogen im September 1944 Verbände der RAF und der US Air Force Angriffe auch den Hauptbahnhof in Mainz. Der Bahnhof und sein Vorplatz wurden schwer beschädigt. Ämter-, Abfertigungsgebäude, Lagerhallen und die Weinhalle brannten komplett aus. 1.767 Meter Gleise, sechs Stellwerke und 198 Weichen wurden zerstört. Die Reichsbahndirektion registrierte 1945 einen Schaden von rund 180 Millionen Mark. Trotz allem wurde der Zugverkehr mit kurzen Unterbrechungen aufrechterhalten.

-Mit Erlaubnis der amerikanischen und französischen Besatzer wurde der Verkehr auf einzelnen Strecken wieder aufgenommen und noch 1945 begann der Wiederaufbau. 1947 begann auch die Wiederherstellung des Bahnhofvorplatzes und des Empfangsgebäudes. Außenmauern und die Grundkonzeption wurden beibehalten, der Grundriss verbessert.

-Der Hauptbahnhof wurde in der Folgezeit vergrößert, modernisiert und dem technischen Fortschritt angepasst. Das Bahnbetriebswerk Mainz war als eines der ersten „dampffrei“, als 1959 die letzte Dampflok den Mainzer Lokschuppen verließ. Vorangegangen war die Elektrifizierung des Bahnhofs.Wahrzeichen des Bahnhofs war nun das große Kupferberg-Fenster in der Schürze der Gleishalle und das Fenster von Blendax-Zahnpasta.

-Für rund 114 Millionen Euro wurden in fünfjähriger (Um-)Bauzeit bis Ende 2003 Empfangsgebäude und die Bahnhofshalle renoviert, teilweise neu errichtet. Der Bahnsteigzugang führt nun über einen Hochsteg, der über Rolltreppen und Aufzüge aus der Empfangshalle und von den Bahnsteigen barrierefrei erreicht werden kann. Er überspannt 4 Bahnsteige (Fläche der Bahnsteige 16.906 m²) und 7 Gleise. Drei weitere Stumpfgleise sind von Bahnsteig 1 aus zugänglich. Die Fläche für Geschäfte und Restaurants wurde auf 3.800 m² ausgedehnt.

Im Zuge der Umgestaltung wurde auf der Ostseite des Bahnhofs ein neuer Zugang geschaffen, der vor allem die Anfahrt von privaten PKW erlaubt. Am Bahnhof stehen 2.138 Parkplätze für den Individualverkehr (Park-and-Ride) zur Verfügung. Der Bahnhofsvorplatz wurde komplett entrümpelt, umgestaltet und ist nun dem ÖPNV und Taxen vorbehalten.

Um brandschutzrechtlichen Auflagen nachzukommen, wurde die Decke in der Empfangshalle durchbrochen, so dass Rauch – zusätzlich abgesaugt durch Ventilatoren –abziehen kann. Im Keller befindet sich ein Löschwasser-Vorratsbehälter mit 170 Kubikmeter Nutzinhalt. Dieser wird durch reichlich vorhandenes Grundwasser, das vom Hartenberg und Taubertsberg kommt und Richtung Rhein strömt, gespeist. Im Jahr 2003 zählte der Bahnhof der Landeshauptstadt, nach Angaben der Deutschen Bahn, zu den modernsten in der Bundesrepublik.

Der Mainzer Hauptbahnhof wird von ca. 55.000 Reisenden am Tag genutzt. Er ist Haltepunkt der Linie S 8: Wiesbaden Hauptbahnhof–Mainz Hbf–Rüsselsheim–Frankfurt (Main) Hauptbahnhof–Hanau Hauptbahnhof; der S-Bahn Rhein-Main. Sowie Beginn der Mainbahn zum Frankfurter Hauptbahnhof. Außerdem halten hier täglich 440 Züge des Nahverkehrs (StadtExpress, RE und RB) und 78 Züge des Fernverkehrs (IC, EC und ICE).

Der Bahnhof ist ein bedeutender innerstädtischer und regionaler Bus-Knotenpunkt von (RNN, ORN und MVG).

Am Wochenende sowie an Feiertagen sind Fahrten mit dem Elsass-Express nach Wissembourg möglich.